Nach der Einführung in den strukturorientierten Lese- und Schreibansatz über das Forscherheft und zunächst nur über dort aufgeführte Wörter mit einer offene Silben des Baumusters I, üben die Kinder das Lesen der Wörter aus dem Forscherheft unter Zuhilfenahme des Leselineals (und ihrer Zebra-Anlauttabelle). Die Buchstabensynthese funktioniert bei fast allen Kindern sehr schnell sehr gut, unter anderem deshalb, da die einzelnen Buchstaben über das Leselineal visuell deutlich abgegrenzt, aber dennoch klar in einer Silbe verankert sind. Somit gelingt bei den meisten Kindern auch die Silbensynthese bei den Wörtern recht schnell.

Den Kindern ist bei den Vokalen auf der Anlauttabelle sehr schnell aufgefallen, dass dort stets jeweils zwei Bilder aufgeführt sind und nur eines am Anfang “wie der richtige Buchstabe klingt”. Damit ist meist die lange Variante gemeint, wie z.B. das “A” in “Ameise” und nicht die kurze wie in “Affe”.

Um dies nun hinsichtlich der offenen Silbe zu festigen und den Grund “analysieren” zu können, wird ein Beispielwort am Smartboard präsentiert und das Leselineal darüber gelegt.

 

In diesem Fall wurde das Wort “Nase” genutzt. Das Leselineal ist in diesem Falle leicht abgeändert. Im Endeffekt stört dies die Kinder aber überhaupt nicht. Die geöffnete “Wand” hin zum Endrand könnte bestimmt bei der Analyse des Wortes hilfreich sein, meine Schülerinnen und Schüler hat dies nicht weiter interessiert.

Wenn das “e” in der Reduktionssilbe auf dem Leselineal nicht aufgeführt sein sollte (wie in dem Beispiel oben), beginne ich immer mit dem Legen des “e” in den Kern der Reduktionssilbe. Dies wird durch die Kinder nicht mehr hinterfragt, da wir klargestellt haben, dass dort in den momentan von uns genutzten Wörtern immer ein “e” zu finden ist. Die Ausnahmen wie “Mama, Papa, Oma, Opa” tangieren die Kinder eher weniger, sehen sie als außergewöhnliche Wörter an, die eben anders geschrieben werden.

Es ist aber unbedingt wichtig das “e” stets als ersten Buchstaben zu legen, damit es hier zu einem wirklichen Automatismus kommt und das “e” dort als selbstverständlich angesehen wird.

Danach wechseln wir auf die Hauptsilbe und den dort zu findenden Vokal. Bei fast allen Kindern trat dieses Vorgehen auf. Ich fragte, warum sie nicht den Beginn der ersten Silbe abtasten würden. Die Antwort ist, dass der “mittlere Raum”, somit der Kern, nicht unbelegt sein darf und hier immer ein Vokal zu finden sei. Dieser sei ja schließlich sehr wichtig, warum hätte er sonst auch eine Krone.

Ich unterstütze dieses Vorgehen, starte also mit dem “e” in der Reduktionssilbe, gehe danach über auf den Vokal in der Hauptsilbe, wobei die Kinder hier bereits die gesamte Hauptsilbe abtasten, um den Vokal zu finden und gehen dann dazu über die Hauptsilbe und anschließend die Reduktionssilbe aufzufüllen.

(Ein Video dieses Prozesses wird in den kommenden Wochen noch folgen!)

Im Endeffekt ist dann auf dem Smartboard das Wort “Nase” zu finden, eingebettet in das Leselineal.

Um auf die Besonderheit zu kommen, dass hier eine offene Silbe zu finden ist, frage ich nach, warum denn das Wort “Nase” so vorgelesen wird, wie die Kinder es eben vorgelesen haben, nämlich mit einem lang ausgesprochenen Vokal im Kern der Hauptsilbe. Weiterführend wird gefragt, warum denn auf der Anlauttabelle ein lang ausgesprochenes und ein kurz ausgesprochenes (in diesem Falle) “a” zu finden ist.

Im Endeffekt kommt man gemeinsam mit den Kindern darauf, dass das “a” in der Hauptsilbe lang ausgesprochen wird, weil es sich (wie eine Schülerin sich ausdrückte) ja ausstrecken könne. Ich fragte, wie sie denn darauf käme. Sie erwiderte, dass der Raum neben dem “a” ja frei sei und das “a” sich auch dorthin ausstrecken können. Dabei machte sie eine Armbewegung, als ob man sich nach dem Aufwachen ausstrecken würde. Ich nahm dies auf und machte dabei natürlich ein sehr langgezogenes Geräusch, wie man es auch machen würde, wenn man sich eben gerade ausstrecken würde.

Um dies schnell bestätigen zu können, wurde dann das “N” gegen ein “H” ausgetauscht, so dass man erkennen konnte, dass auch das Wort “Hase” eine offene Silbe hat.

Das “e” in der Reduktionssilbe ist von der Regelung selbst nicht betroffen, was den Kindern jedoch keinerlei Schwierigkeiten bereitet. Hier haben sie schnell gespeichert, dass das “e” nicht langgezogen ausgesprochen wird, sondern eben kurz, auch wenn der Raum daneben frei sein sollte. Ich habe bisher noch kein Kind erlebt, welches in diesem Fall ein Problem gesehen hat.

Einige Kinder werden dann sicherlich fragen, wozu denn dann aber der “kurze Vokal” auf der Anlauttabelle verzeichnet sei.

Im Endeffekt komme ich hier dann zu dem Schluss, dass auf das Baumuster I sehr schnell das Baumuster II (die geschlossene Silbe) folgen muss, um die Vokalquantität noch besser analysieren zu können.

In meinem nächsten Beitrag werde ich auf die geschlossene Silbe eingehen, wie diese eingeführt und analysiert wird, sowie auf das erste Legen von Wörtern durch die Kinder in Partnerarbeit über das Leselineal (und/oder die unterteilten Silbenbögen) und Begebenheiten, die den Kindern schnell auffallen werden.